35 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe helfen Engagierte aus dem Kirchenkreis Rotenburg immer noch weiter
Am 26. April 1986 ereignete sich der Reaktorunfall von Tschernobyl in der Ukraine. Am Schlimmsten traf es Weißrussland. Bereits kurz nach der Katastrophe hatten sich im Kirchenkreis Rotenburg in vielen Kirchengemeinden Menschen gefunden, die helfen wollten. Sie luden Kinder aus der besonders betroffenen Region um Gomel zur Erhohlung in Gastfamilien ein. Und sie organisierten Konvois, die gespendete Hilfsgüter in das verstrahlte Gebiet brachten. 2021 ist die Reaktorkatastrophe 35 Jahre her und um die Hilfsaktionen ist es ruhiger geworden.
Doch immer noch sind Menschen im Kirchenkreis Rotenburg aktiv. Eine von ihnen ist Barbara Koll aus Schneverdingen. „Wir dürfen die Kinder nicht vergessen“, sagt sie. Denn die Folgen der radioaktiven Verstrahlung sind immer noch da. Besonders betroffen sind Säuglinge und Kinder, die in dieser verstrahlten Umwelt aufwachsen. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit hat zugenommen, ebenso sind vermehrt Missbildungen oder Totgeburten festzustellen. Und die Zahl der Erkrankungen steigt weiter an.
Deshalb ist es nach wie vor wichtig, dass Kinder aus der Region um Gomel die Möglichkeit erhalten, sich für vier Wochen in Deutschland bei frischer Luft und vitaminreicher, unverstrahlter Kost zu stabilisieren. Bis vor einigen Jahren wurden dafür im Kirchenkreis Rotenburg regelmäßig Gasteltern gesucht. Inzwischen werden die Kinder in Soltau in der Villa Heidenhof der Renate-Szlovak-Stiftung untergebracht. Lediglich in der Kirchengemeinde Horstedt um Tschernobyl-Koordinator Hartmut Stauch gibt es nach wie vor das Gasteltern-System.
Die Kosten für Flug und Versicherung für die Kinder übernimmt die Landeskirche Hannovers. Für Unterkunft, Verpflegung und Ausflüge müssen die Kirchengemeinden selbst aufkommen. Spenden sind deshalb jederzeit erwünscht.
In Neuenkirchen haben Ehrenamtliche in der Hauptstraße 8 vor 13 Jahren den Spendenladen Findevogel eingerichtet, der Kleidung, Bücher, Spielzeug und andere Gebrauchsgegenstände günstig weiterverkauft und auch Flohmärkte und Bücher-Basare veranstaltet. Mit dem Erlös wird die Unterbringung von Kindern finanziert. Dabei hat sich die Gruppe um Koordinatorin Käthe Hintze auf Kinder mit hämatologischen Erkrankungen wie Leukämie spezialisiert. „Deshalb reist bei unserer Gruppe immer eine Ärztin mit“, sagt Hintze. Aus Neuenkirchen starten auch nach wie vor Hilfskonvois mit Lebensmitteln, Spielsachen und medizinischem Material nach Gomel.
Wie schon im Jahr 2020 so werden auch in diesem Sommer wegen der Corona-Pandemie keine Erholungsaufenthalte in Deutschland möglich sein. Die landeskirchliche Arbeitsgemeinschaft „Hilfe für Tschernobyl-Kinder“ plant deshalb, Erholungen im eigenen Land in einem Rehabilitationszentrum zu ermöglichen. „Daran beteiligen wir uns in diesem Jahr“, sagt Hintze.
Für das nächste Jahr hoffen sie und Barbara Koll darauf, wieder Kinder in den Heidenhof einladen zu können. „Dafür suchen wir jetzt schon Menschen, die ihre Fähigkeiten einbringen möchten“, sagt Koll. Vogelkästen bauen, Stricken, Backen, Kochen – viele Aktivitäten sind möglich. Wer einen Nachmittag Zeit mit den Kindern verbringt, profitiert noch lange von der Begegnung. „Es gibt die Chance, sich ins Herz treffen zu lassen“, ermuntert Koll. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat oder spenden möchte, findet die Kontaktdaten von Barbara Koll, Käthe Hintze und Hartmut Stauch auf der Homepage des Kirchenkreises Rotenburg unter www.rotenburg-kirchenkreis.de/angebote/tschernobyl.