Sein Wirken in den Kirchenkreisen Rotenburg und Bremervörde-Zeven verlief meist hinter den Kulissen. Er hatte eine besondere Beauftragung als Pastor für Gemeindeinnovation und sensibilisierte hauptamtlich und ehrenamtlich Aktive in den Kirchengemeinden zum Thema Umbruch in der Kirche. „Wir leben heute in einer Zeit der Veränderungen. Die Bindekraft der Kirche als Institution nimmt ab“, sagt der Theologe. Er ist davon überzeugt, dass sich dieser Trend nicht umdrehen lässt, so dass die Verhältnisse wieder werden, wie sie einmal waren.
Sein Ziel als Pastor für Gemeindeinnovation ist es, mit in den Kirchen Aktiven einen realistischen Blick auf die Situation zu wagen und dann zu schauen, wie man mit weniger Ressourcen den Glauben dennoch fröhlich und teilgebend leben kann – ohne sich permanent zu überfordern oder sich einzuigeln. „Ich erlebe Frust und Schuldgefühle unter den Beteiligten. Aber für diese Situation können sie persönlich nichts“, ist die Analyse von Steinke.
Über viele Jahrhunderte war die Kirche eine selbstverständliche gesellschaftliche Größe. Die Gesellschaft „schob“ die Mehrheit in die Kirche hinein. Menschen mussten es begründen, wenn sie austreten wollten. Heute ist es umgekehrt. Die Gesellschaft zieht die Menschen eher aus der Kirche heraus. Heute müssen Menschen erklären, warum sie überhaupt noch in der Kirche sind. „Diese Frage stellt die Freundin oder der Vereinskollege – oder häufig auch der Steuerberater“, sagt Steinke.
Doch der Relevanzverlust der Institution bedeutet für den Theologen nicht, dass die Kirche nichts mehr zu geben hätte. „Die Menschen suchen auch heute noch nach Spiritualität. Die Frage ist nur, wie wir ihnen das zugänglich machen.“ Pastor Steinke öffnete für die Teilnehmenden seiner Workshops deshalb bewusst solche Erfahrungsräume. „Glauben ist Beziehungsgeschehen zu Gott, zu einem selbst und zum Nächsten“, sagt der Theologe.
Seine Erfahrung und seine Hoffnung ist, dass Aktive in den Kirchen durch das neue Hören auf Gott wieder selbst erfüllt und ermutigt werden, auf Menschen zuzugehen. „Die werden dann gemeinsam Dinge neu kreieren, die es heute noch nicht gibt.“ Steinke ist sich sicher, dass es diese Phasen der Ruhe und Freiräume geben muss, um Neues quer zu den etablierten Abläufen zu schaffen. Ermutigend sind für ihn die vielen kreativen Ideen und das hohe Engagement, das er bei Haupt- und Ehrenamtlichen während der Corona-Pandemie erlebt hat. Im September laden die beiden Kirchenkreise deshalb über ein hybrides Format aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen zur Bestandsaufnahme und zu einem kreativen Austausch über den weiteren Weg ein.
Thomas Steinke weiß, dass Transformation Zeit benötigt. Er hofft, dass er bei vielen Menschen in den vier Jahren seiner Tätigkeit als Pastor für Gemeindeinnovation etwas wachgerufen hat. Sein Engagement endet damit nicht. Von Hannover aus wird er weiterhin gemeinsam mit Menschen unterwegs sein, die ebenfalls nach vielfältigen Formen suchen, in denen der christliche Glaube eine lebendige und zum Kontext passende Gestalt finden kann.
Die Verabschiedung von Pastor Thomas Steinke aus den Kirchenkreisen Rotenburg und Bremervörde-Zeven findet statt am Freitag, 9. Juli, um 16 Uhr in der Stadtkirche Rotenburg. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Wegen der Hygieneregeln wird um Anmeldung gebeten per Mail: sup.rotenburg@evlka.de oder Telefon: 04261 6303910.