„Meine Name ist Anja Glock. Aktuell bin ich Kirchenvorsteherin der Stadtkirchengemeinde in Rotenburg. Abgesehen davon, dass ich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv bin, habe ich schon als Kind gelernt, wie wichtig christliche Werte für mich im Leben sind.
In der Bibel wird überall deutlich, dass alle Menschen vor Gott gleich sind. Wie Jesus mit allen Menschen Nächstenliebe lebt und uns liebt egal, welchen Weg wir einschlagen, woher wir kommen und was unsere Lebensumstände sind, so haben auch wir die Aufgabe auf dieser Erde, aufzustehen gegen Ungerechtigkeit und gegen Rassismus, aufzustehen für Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Demut füreinander und voreinander.
Früh habe ich das gelernt und fest in meinem Herzen verankert.
Meine Großeltern und Urgroßeltern haben sich schon vor über 80 Jahren im Untergrund als „bekennende Kirche“ aufgelehnt gegen den Faschismus und die „deutschen Christen“ , die mit den faschistischen Bewegungen konform waren. Mit ihrem Leitsatz, GOTT mehr zu gehorchen, als dem Menschen, waren sie gemeinsam stark.
Vor 35 Jahren spielte die Kirche als Symbol des Friedens eine riesengroße Rolle als Basis für die friedlichen Demonstrationen in der damaligen DDR als Schrei nach Freiheit und als Aufruf der Menschen für eine selbstbestimmte und freie Zukunft. Unzählige Menschen haben so die Wende bewirkt. Als 16-jähriges Mädchen war ich mittendrin und habe für diese freie Zukunft mit tausenden von Menschen gemeinsam demonstriert. Seitdem haben wir gemeinsam so viel bewirkt.
Ich bin erschüttert darüber, dass ich erneut für etwas kämpfen muss, für das ich vor 35 Jahren schon einmal auf die Straße gegangen bin, für Freiheit, Respekt und Frieden.
All das soll jetzt wieder weggewischt und zunichte gemacht werden von einer rechtsradikalen Bewegung, die beängstigend ist. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, als Mensch und Christin auf die Straße zu gehen. Ich will auf jeden Fall und friedlich verhindern, dass wir vergessen, was der Faschismus vor 80 Jahren mit unserer Welt angerichtet hat. Wir müssen die Augen und das Herz offen halten für alle Menschen auf dieser Erde und gegen Gruppierungen, die uns einzureden versuchen, dass Menschen angeblich nicht in dieses Land gehören oder weniger wert sind. Wer gibt diesen Menschen das Recht, über uns und unseren Wert zu entscheiden? Woher nehmen sie ihre Überheblichkeit, sich als besser als GOTT aufzuspielen?
Das kann ich nicht hinnehmen und akzeptieren und deshalb stehe auch ich als Christin auf mit den Worten: „nie wieder ist jetzt“ und „Christ*innen gegen Rechtsextremismus“. Nur gemeinsam können wir stark sein und etwas bewirken.“
Anja Glock, Kirchenvorsteherin Stadtkirchengemeinde Rotenburg